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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 141

1906 - München : Oldenbourg
29. Albrecht Dürer. 141 Holztüre ist es das getreue Abbild eines fränkischen Bauernhofes der damaligen Zeit, wie ihn Dürer und manche seiner Zeitgenossen oft dargestellt haben. Damit stehen wir bei einem anderen Punkte seines Schaffens: bei der Landschaft. Auch hier fußt Dürer auf seinen Vorgängern. Schon hundertfünfzig Jahre vor ihm brachte man, vor allem in Frankreich, Andeutungen einer Landschaft, wie einen Baum, einen Hügel, auf Heiligenbildern an. Achtzig Jahre vor ihm schufen dann Niederländer, wie Jan van Eyk, aber auch Deutsche auf ihren Bildern große landschaftliche Hintergründe. Aber allen bis zu Dürers Vorläufern herab fehlt die Einheit zwischen dem szenischen Vorgang und dem Hintergründe; das Bild zersällt in zwei Teile: die Figuren im Vordergründe und die Wiesen, Berge und Städte in der Ferne. Der Übergang zwischen beiden, der „Mittelgrund", ist mehr oder weniger geschickt verdeckt oder mit kulissenartigen Bauten verstellt. Erst Dürer gelingt es die Landschaft von vorne bis zum Horizont ununterbrochen durchzuführen. Folgen wir ihm ein wenig auf unserem Bilde! Da ist vorne hinter dem niederen Gemäuer ein Hof, in dem ein Faß und unbehauenes Holz liegt und Hühner picken. Dann kommt die vielgestaltige Ruine mit der vorgebauten Treppe, dem Brunnen, dem Holzgang und dem noch bewohnten Anbau. Darau schließt sich der erwähnte Bauernhof und weiter ein zerfallenes Tor. Und noch hinter diesem Tore, zum Teil durch dasselbe, sehen wir den Felskopf mit der Burg, eiu Tal und fernes Gebirge. So zwingt uns der Künstler, an hundert kleinen Zügen nach und nach die ganze Weite des Raumes bis zum Horizont zu durchmessen. Auffallen mag, ans welchen Teilen Dürer feine Landschaft zusammensetzt; besonders die in ihren Einzelheiten so reizvoll phantastische Ruine wird Erstaunen erregen, wenn sie auch anderseits an moderne Romantik erinnert. Gerade in ihr liegt aber ein echt deutscher Zug. Die Ruinenromantik war den Deutschen und Niederländern schon lange eigen und lieb geworden, besonders bei Darstellungen aus der Kindheit Christi; der Stall in Bethlehem ist fast immer in eine Ruine verwandelt. Auch die Burg im Hintergründe entspringt derselben Gefühlsrichtung. Während der Italiener gerne einen Phantasieban in strengen, vollendeten Renaissanceformen aus seinen Bildern anbringt, liegt es dem Deutschen viel näher den melancholischen Reiz zerfallenden Gemäuers oder die Vielgestaltigkeit seiner heimischen Burgen zu schildern. Betrachten wir nun noch die Mittel, mit denen Dürer den Eindruck dieser Raumweite erreicht. Ich muß hier kurz von Perspektive reden, wenigstens von einem Hanptgrnndsatz derselben. Parallele Linien, die vom Beschauer wegführen, scheinen zu konvergieren und würden sich, in ihrem scheinbaren Verlaufe bis außerhalb der Sehweite verlängert, alle in einem Punkte schneiden. Dieser auf der Zeichnung konstruierbare Punkt heißt der Augenpunkt. Beobachten wir nun Dürers Landschaft nach dieser Richtung! Da sehen wir ans der linken Bildseite eine Menge solcher Linien: die wagrechten Fugen der

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 142

1906 - München : Oldenbourg
142 29. Albrecht Dürer. Mauer und der Holzwand, die Dächer, die Tür- und Fensterstürze, sie laufen alle unter sich parallel und scheinen daher zu konvergieren. Legen wir ein Lineal an, so finden wir auch, daß sie sich schneiden würden in einem Punkte, der etwa im unteren Drittel der Toröffnung im Hintergründe liegt. Die Hohe dieses Augenpunktes im Bilde ist abhängig vom Standpunkt des Beschauers; je weiter dieser in der Wirklichkeit von der Linie entsernt ist, die der Künstler als vorderen Bildrand bestimmt hat, desto niederer liegt er. In unserem Falle stehen wir also ziemlich nah. Daher kommt es auch, daß wir z. B. in die Wiege hineinschauen, daß wir die Oberseite von Josephs Beil erblicken und auf die Engelkinder von oben herabsehen. Für Dürer lag eine so starke Betonung der perspektivischen Mittel sehr-nahe. Nicht immer waren sie nämlich bekannt. Dürers Vorgänger hatten nur eine schwache Ahnung von ihnen. Dagegen hatten die Italiener, gestützt auf ihre mathematischen Studien, sie schon hundert Jahre früher gefunden und gerade diese Kenntnis hatte der italienischen Kunst ihre große Überlegenheit über die des Nordens verliehen. Dürer nun hatte die Kenntnis der Perspektive von italienischen Künstlern und Theoretikern erlernt und sie zuerst in das deutsche Kuustlebeu eingeführt. Kein Wunder, daß er sich nun dieses neuen Könnens besonders freut und es dem Beschauer recht deutlich vor Augen führen will. Da sind wir nun bei einem wichtigen entwicklungsgeschichtlichen Moment angelangt, bei der Raumgestaltung Dürers. Denn hierin liegt die Stellung des einzelnen Künstlers zum Fortschritt der Gesamtkunst. Auffassung, Gedanken, Kraft der Darstellung wechseln nach Persönlichkeiten und Zeiteinflüssen; die Raumgestaltung aber schreitet ununterbrochen fort, von den ersten Anfängen der mittelalterlichen Malerei, wo einzelne Heiligengestalten als körperlose Fläche aus teppichartigem Grunde gezeichnet worden, bis zu den Deckenmalereien des Barock, die in unermeßlichen Weiten schwelgen. Bei Dürer sehen wir einen wichtigen Abschnitt vollendet: die Linearperspektive. Dürer ist imstande jeden Raum vollkommen einwandfrei zu zeichnen und die einzelnen Gegenstände und Personen in beliebiger Entfernung vom vorderen Bildrande richtig anzubringen. In diesem Punkte war über ihn hinaus kein Fortschritt mehr möglich. In anderer Hinsicht aber ist Dürer noch unfertig, tu der Luftperspektive. Durch die Brechung der Luft nämlich verschwimmen die Farben in einer gewissen Entfernung vom Beschauer und zwar manche früher als andere. Die Reihenfolge, nach der dies geschieht, entspricht genau der Farbenfolge des Sonnenspektrums: die roten Töne verschwimmen zuerst, die blauen zuletzt. Dies Gesetz ahnten wohl die Maler schon vor Dürer; sie malen die Berge des Horizontes blau und dämpfen lichte Tone, je weiter sie vom Vordergrund entfernt sind. Richtig erforscht wurde das Zusammenwirken der Farbe jedoch erst nach Dürers Zeit und deshalb muten uns seine Bilder viel altertümlicher an als alle seine schwarz-weißen Werke.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 382

1906 - München : Oldenbourg
382 71. Anteil hervorragender Bayern an der Entwicklung der Technik. und das mathematisch-mechanische Institut von Reichenbach, Utzschneider und Liebherr begann seine Geschäfte mit großer Rührigkeit." Die Seele dieser Vereinigung bedeutender Männer war ohne Zweifel Reichenbach, damals 32 Jahre alt, feurig und tatkräftig, theoretisch und praktisch wohlgeschult, ein mechanisches Genie, dem es ebenso leicht wurde für die Beobachtung des gestirnten Himmels wie für die praktische Verwertung von Naturkräften neue Hilfsmittel zu erfinden oder schon vorhandene zu verbessern. Reichenbach befand sich während seiner zweijährigen Studienreise in England inmitten einer auf Erfiuduugsgeist und gewaltige Geldmittel gegründeten und mächtig aufstrebenden Industrie, welche ihn durch ihre täglich sich mehrenden wunderbaren Leistungen anfs äußerste anregte; dennoch galten sehte Studien nicht ihr allein, sondern fast ebenso eifrig jenen Stätten, wo die Mechanik des Himmels gepflegt wird. Diese Reise gestaltete sich für Deutschland zu einer förmlichen Entdeckungsreise: denn sie vermittelte unseren Fabrikanten die Fortschritte der Engländer im Maschinenbau, namentlich im Bau der Dampfmaschine, welche gerade damals von James Watt dnrch die Erfindung des Kondensators eine so durchgreifende Umgestaltung erfahren hatte, daß sie erst von da an als das wichtigste Kulturmittel gelten konnte. In den großen Werkstätten für Feinmechanik und den zum Teil berühmten Sternwarten empfing Reichenbach die ersten Anregungen später selbst eine solche Werkstätte zu errichten und dabei alle jene Mängel zu vermeiden, welche sein scharf beobachtender Geist an diesen Instituten dnrch die Vorzüge hindurch erkannt hatte. Zu der Einsicht gekommen, daß die damaligen geodätischen und astronomischen Meßwerkzeuge au überflüssiger Größe und Schwerfälligkeit und anderen Unregelmäßigkeiten litten, war er anfs lebhafteste davon überzeugt, daß sich diese Übelstände nur durch eine vollkommen gleichmäßige Teilung der zur Winkelmessung dienenden Kreise beseitigen ließen. Es lag also für ihn die Aufgabe vor eine Kreisteilmaschine herzustellen, welche selbst die von Bird und Ramsden in London ausgeführten besten Teilmaschinen der Welt an Genauigkeit zu übertreffen habe. Von der Wichtigkeit genauer Kreisleitungen, z. B. für die Seeschiffahrt, mag es einen Begriff geben, wenn man anführt, daß ein Fehler von nur zwei Minuten in der Bestimmung des Winkels zwischen Mond und Sonne den Standort des Schiffes schon um 20 Seemeilen falsch angibt. Einen Fehler von zwei Minuten erzeugt aber ein Sextant von 16 cm Halbmesser schon dann, wenn seine Teilung zwischen den beiden für die Bestimmung des Winkels maßgebenden Teilstrichen des Kreisbogens nur nm den 20. Teil eines Millimeters falsch ist. So ist es wohl erklärlich, warum schon vor mehr als 100 Jahren die um alle Interessen der Schiffahrt ängstlich besorgte englische Admiralität die höchsten Preise für genaue Längenbestim-mnngen aus dem Meere ausgesetzt und ausbezahlt hat. Nachdem die neue Teilmaschine allen Erwartungen aufs vollkommenste entsprochen hatte, stand der Errichtung einer größeren Anstalt für Anfertigung

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 385

1906 - München : Oldenbourg
71. Anteil hervorragender Bayern an der Entwicklung der Technik. 385 welche sich beim Auseinanderdrücken ptaiv und bikonvexer Linsen als farbige, zu einem dunkeln Fleck gleichachsige Kreise darstellen, sehr gut erkennen läßt — etwas, woran vor Fraunhofer weder ein Physiker noch ein Mechaniker gedacht hatte. Fraunhofer führte nicht bloß das sogenannte Farbenfleckpolieren in die Optik ein sondern bereicherte sie auch noch durch vorzügliche Geräte zur Prüfung der Genauigkeit der Linsenoberflächen; denn seine Sphärometer und mechanischen Taster lassen Gestaltfehler von dem 4000. Teil eines Millimeters noch erkennen. Sodann beschäftigte sich Fraunhofer mit den beiden wichtigen Fragen: Ist das zu deu Liuseu verwendete Glas wirklich so gleichartig, wie es sein soll? Und ist die übliche Berechnungsweise der optischen Geräte auch streng genug? Nach wesentlichen Verbesserungen des Glasofens und der zum Schmelzen erforderlichen Maschinen brachte Fraunhofer schon im Jahre 1812 ein Objektiv von 7 Zoll Öffnung fertig. Die Löfung der zweiten Frage gelang ihm so vorzüglich, daß unsere besten Mathematiker erst 30 Jahre nach seinem Tode die Bedingung für die Genauigkeit der Bilder außerhalb der Mitte des Gesichtsfeldes aufstellten und nachwiesen, Fraunhofer habe auch noch eine Reihe anderer Bedingungen zu erfüllen und damit der Herstellung seiner Objektive einen geradezu unübertrefflichen Grad von Vollkommenheit zu geben verstanden. Bei seinen weiteren Untersuchungen kam Fraunhofer auf die Linien des Spektrums, und um sich zu überzeugen, daß diese dunkeln Linien nicht von der Natur des Glases oder der Atmosphäre, auch nicht von einer Beugung der durch einen engen Spalt eintretenden Sonnenstrahlen herrühren, sondern zum Wesen dieser Strahlen gehören und folglich Ausdruck einer bisher unbekannten Eigenschaft des Sonnenlichtes sind, änderte er seine Versuche mannigfach ab, immer aber mit dem Ergebnis, daß die dunkeln Linien in der gleichen Reihenfolge und dem gleichen Entfernnngsverhültnis auftraten. Es ist unmöglich die umsang- und erfolgreichen Untersuchungen Fraunhofers hier auch nur anzudeuten. Nach Überwindung zahlreicher praktischer und theoretischer Schwierigkeiten gelang ihm die Herstellung achromatischer Fernrohr-Objektive in so hervorragender Weise, daß sie alles Ähnliche, was damals in England, Frankreich und Deutschland geleistet wurde, weit übertrafen. Die Frauuhofer-schen optischen Instrumente sind indessen nicht bloß durch ihre unvergleichlichen Objektive ausgezeichnet, sie enthalten auch bewunderungswürdig, feine Meßvorrichtungen oder Mikrometer und ihre Mechanik ist durch Reichenbachs Mitwirkung so sinnreich und zweckmäßig gestaltet, daß die zentnerschweren Fernrohre den scheinbaren Bewegungen der Gestirne mit einer Stetigkeit und Genauigkeit folgen, daß man nach W. Struve bei allen, selbst mit den stärksten Vergrößerungen anzustellenden Beobachtungen nach unbeweglichen Punkten des Himmels zu fehen glaubt. Derselbe berühmte Berichterstatter nennt den von Fraunhofer für [die Sternwarte in Dorpat hergestellten Refraktor das vollkommenste Kunstwerk der Optik und fügt bei, daß er das größte Herschelsche Spiegel- st ronseber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 25

5. Für Seminare - S. 102

1912 - Breslau : Hirt
102 A. Allgemeine Erdkunde. — V. Die Lufthülle der Erde, 3. Die kalte Zone oder das arktische Klimagebiet. An Raum der kleinste, reicht dieser Gürtel im 8 nicht an die Kontinente heran, hat aber im N bedeutenden Anteil an Amerika und Asien. Kurze Dauer und niedrige Wärme des Sommers, kaum merkliche Schwankungen in den Tagestemperaturen, Trockenheit der Luft und Armut an Niederschlägen, deren Hauptformen Schnee, Eisnadeln und Nebel bilden, und dasselbe unveränderte Wintergepräge auch beim Auftauen des Packeises': das sind die bezeichnendsten klimatischen Erscheinungen der kalten Zone. d) Klimaschwankungen. Es ist festgestellt worden, daß das Klima einer Gegend im Laufe der Zeit periodischen Schwankungen unterliegt. Was die Frage dieser sog. Klimaschwanknngen angeht, so glaubt man eine mit dem Auftreten der Sonnenflecken zusammenfallende elfjährige Periode, während welcher Windstärke und Niederschläge mit der Häufigkeit der Sonnenflecken zunehmen, und eine Periode von fünfunddreißigjähriger Dauer annehmen zu dürfen. Letztere ist aus dem Wechsel in der Ausdehnung der Gletscher, den Schwankungen des Wasserspiegels in abflußlosen Seen, aus deu Veräude- rungen der mittleren Jahreswärme und der Regenhöhe erkannt worden. Man- cherlei Anzeichen sprechen dafür, daß es außer den genannten noch viel längere, Jahrhunderte umfassende Perioden gibt. Säkulare Klimaschwankungen höherer Ordnung, sog. geologische Klimaperioden, sind z.b. die Eiszeiten und die Zwischeneiszeiten. e) Wirtschaftliche Bedentnng des Klimas. Das Klima ist für das gesamte organische Leben und also auch für deu Menschen von größter Be- dentung. Pflanzen und Tiere sind von ihm abhängig; es bedingt die größere oder geringere Fruchtbarkeit des Bodens, erleichtert oder erschwert dem Wirt- schaftenden Menschen seine Tätigkeit und ist von Einfluß auf seine Gesund- heit und seine geistige Entwicklung. 6. Wettervorhersage. Das höchste praktische Ziel der Klimatologie ist die Wettervoraussage oder Wetterprognose. Ihre Hilfsmittel sind die synoptischen Karten, das sind Darstellungen aller gleichzeitigen Witterungserscheinungen von weiten Gebieten. Die Angaben für solche Darstellungen werden von den einzelnen Beobach- tnngswarten, den meteorologischen Stationen, durch den Telegraphen vermittelt. Die Orte gleichen, auf deu Meeresspiegel reduzierten Luftdrucks sind durch Linien (Isobaren) verbunden. Die Windrichtung zeigen Pfeile, die Windstärke die Federn am Pfeilende an. Die Kreise der Beobachtnngsorte sind je nach der Bewölkung hell gelassen oder ganz oder teilweise geschwärzt. Die Temperaturgrade finden sich bei den Beobachtungsstellen verzeichnet. 1. Schlechtes Wetter. Der Vergleich einer größeren Anzahl Karten, die schlechtes Wetter für eine bestimmte Gegend voraussagen, ergibt bei aller 1 Die von der Sonnenstrahlung erzeugte Wärme wird durch das Schmelzen der Eis- massen verbraucht.

6. Kleines Lehrbuch der mathematischen Geographie - S. 33

1908 - Braunschweig : Appelhans
— 33 — liche Zeit eingeführt werden müssen. Das ist, nachdem andere Länder bereits vorangegangen waren, nach einem von dem Reichstage angenommenen Gesetze vom 1. April 1893 in Deutschland ebenfalls geschehen. Wir rechnen demnach vom 1. April 1893 ab nicht nur im Eisenbahnverkehr, sondern auch im gesamten Leben in ganz Deutschland nach der Zeit des 15. Meridians östl. von Greenwich, d. H. wenn es in einem Orte unter dem 15. Meridian östl. von Greenwich (z. B. in Stargard oder Görlitz) 12 Uhr mittags ist, so müssen alle Uhren in ganz Deutschland 12 Uhr mittags zeigen. Man hätte diese Zeit die deutsche Zeit nennen können, hat ihr aber den Namen mitteleuropäische Zeit (M. E. Z.) gegeben, weil sie nicht nur für Deutschland maßgebend ist, sondern auch bereits in Schweden, in Norwegen, in Dänemärk, in Luxemburg, in Österreich-Ungarn, in der Schweiz, in Italien, in Bosnien, Serbien und der westlichen Türkei eingeführt ist und damit in dem ganzen Mitteleuropa Geltung erhalten hat. Wenn für Deutschland als Einheitszeit gerade die Zeit des 15. Meridians östl. v. Gr. gewählt worden ist, so hat das seinen Grund darin, daß dieser Meridian das Gebiet des deutschen Reiches so ziemlich in der Mitte durchschneidet. Der Berliner Meridian wäre allerdings in dieser Beziehung noch etwas günstiger gewesen; aber es mußte auch darauf Rücksicht genommen werden, die deutsche, d. H. mitteleuropäische Zeit, mit jener der westlichen und östlichen Staaten in Einklang zu bringen, zunächst mit der Greenwicher und Petersburger, von denen die erstere genau 1 Stunde früher, die letztere fast genau 1 Stunde später ist als die des Meridians von Stargard. Damit hat Deutschland das Seine dazu beigetragen, daß allmählich die Einführung einer Einheitszeit auf der ganzen Erde nach Stundenzonen durchgeführt werden kann. Es soll nämlich dahin gewirkt werden, daß künftig vom Grundmeridian von Greenwich an in östlicher Richtung die um eine Stunde, d. H. um 15 Grade abweichenden Meridiane (also der 15., 30., 45., 60. usw.) als Hauptmeridiane angesehen werden, und daß alle Gebiete, welche um 7y2° westlich und ebensoweit östlich von diesen einzelnen Hauptmeridianen liegen, ihre Ortszeit aufgeben und die Zeit des betreffenden Haupt-meridians annehmen. Selbstverständlich wird es sich bei Abgrenzung dieser 24 Stundenzonen nicht um genaue mathematische Grenzen handeln, sondern man wird sich auch richten nach den Grenzen der Staaten, nach Fußläufen, Gebirgszügen usw. Es würden also alle Länder, welche sich um den Meridian von Greenwich lagern (Großbritannien, Holland, Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal) dieselbe Zeit haben wie die Orte unter dem genannten Meridian. Alle Länder, welche „sich um den 15. Meridian lagern (Skandinavien, Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, die Schweiz und Italien), würden die Zeit des 15. Meridians haben. Alle Länder, welche sich um den 30. Meridian lagern (das westliche Rußland, Kleinasien, Syrien und Ägypten), würden die 5rief e, Lehrbuch der mathematischen Geographie 4, Aufl. 3

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 23

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 23 in nordöstlicher Richtung über Gardelegen nach Stendal, so führt uns unsere Reise durch den Drömling. Auf der Karte ist er als Sumpf- gebiet durch kleine wagerechte Striche bezeichnet. Steigen wir im Drömling aus und blicken von einer höhe: gelegenen Stelle nach N., so erkennen wir die Hellberge; bei klarem Himmel können wir sogar im S. den Brocken sehen. Wir befinden uns in einer Riederting, die uns an den Fiener erinnert. 2. Wie groß mag wohl der Drömling sein? Um den Drömling kennen zu lernen, durchwandern wir ihn von W. nach O. und von S. nach N. Er hat die Form einer Zunge, deren Spitze im So. liegt. Zu der Reise iu der Längsrichtung der Ohre gebraucheu wir bei mäßigem Schritt ungefähr 7 Std. (35 km); in 4 Std. durchwaudern wir ihn von S. nach N. (20 km). Die meisten und ältesten Ortschaften treffen wir nicht im Drömling an, sondern am Rande, der von einer Kante von Wiesen gebildet wird. Die Dörfer, die im Innern des Drömlings liegen, stammen erst aus der zweiten Hülste des 19. Jahrhunderts. Erst nachdem eine teilweise Entwässerung stattgesunden hatte, konnten sich schaffensfreudige Menschen auf höher- gelegenen Stellen (Horsten) ansiedeln. Die Namen einiger Dörfer erinnern heute noch daran, z. B. Miesterhorst, Buchhorst. 3. Wie mag der Drömling vor der Entwässerung ausgesehen haben? a) Schon der Name kennzeichnet seine Beschaffenheit. Das Wort Drömling ist verwandt mit dem niederdeutschen Worte (kernen, d. h. sich hin- und herbewegen. Mit dem Namen Drömling bezeichnen wir demnach „eine sich hin- und herbewegende, schwankende Ortlichkeit". Was da schwankt, das ist die sumpfige Oberfläche des Bruches. b) Die große Niederung des Drömlings soll in den ältesten Zeiten bis Nenhaldensleben gereicht haben. Zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr wurde sie iu eiu großes Sumpfgebiet verwandelt, das selbst im heißen Sommer nicht austrocknete. Im W. floß die Ohre in diese muldenförmige Niederung. Sie verzweigte sich bald in viele kleine Arme, deren Wasser sich in die Sümpfe und Morastflächen ergoß. So konnte man den Lauf der Ohre uicht mehr sehen, da ihr Wasser von großen Sumpfgebieten aufgenommen wurde. Die Anwohner meinten, die Ohre müsse unterirdisch weiterfließen und trete erst später wieder an das Tages- licht. Im östlichen Drömling konnte man sehen, wie das dunkle Wasser langsain wieder abfloß. In den tiefer gelegenen Stellen des Drömlings sah man weite Sumpfflächen, aus denen Birken, Erlen, Weiden, Rohr und Binsen hervorragten. Auf den höher gelegenen Wiesen flächen sproßte üppiges Gras, das iu getrocknetem Zustande als Heu von den Dorfbewohnern in großen Mengen heimgefahren wurde. Reguete es häufig.

8. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 7

1912 - Breslau : Hirt
§ 7-9 Größe. —- Oberflächengestalt. 7 Gröhe. Aus der Dreiecksgestalt des Königreichs Sachsen ergibt sich bei 8 7- 200 km ostwestlicher und 150 km nordsüdlicher Ausdehnung die Größe von 15000 qkm1. Da das Deutsche Reich 540 000 qkm umfaßt, so nimmt Sachsen etwa den 40. Teil^ des Reiches ein. Es steht unter den deutschen Staaten der Größe nach an fünfter Stelle^. Die gewöhnlichen Handkarten Sachsens sind in der Regel im Maßstab 1: 600000 § 8. entworfen, so daß 1 km in der Natur lf mm der Karte entspricht. Die E eneralstabs- karten besitzen den Maßstab 1 : 100 000 (1 km der Natur entspricht 1 cm der Karte). Noch ausführlicher sind die Mesztischblätter, die im Maßstab 1: 25000 gezeichnet sind (1 km der Natur entspricht 4 cm des Blattes). Oberflächengestalt. Auch in der Vertikalgliederung kommt die § 9. Mitteuage Sachsens zum Ausdruck, indem das Land am Mittelgebirge und an den Ausläufern des Norddeutschen Flachlandes Anteil hat. Von N her steigt das gesamte Land allmählich an, geht nach 8 in Bergland und schließlich in Gebirge über. Hier erstrecken sich das Elster-, Erz-, Elbs and st ein- und Lausitzer Gebirge. Ihnen vorgelagert sind Elsterbergland, Sächsisches Bergland und Lausitzer Bergland. Zwischen diesen Bergländern und dem Gebirge ist im Xv das Erzgebirgische Becken, nördlich des Elbsand- steingebirges der Elbtalkessel eingebettet (Fig. 2). 1 Der Flächeninhalt dieses Dreiecks beträgt qkm = 15 000 qkm. 2 Genauer den 36. Teil. s Größer sind Preußen, Bayern, Württemberg und Baden.

9. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 352

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
352 macht für eine Minute nahe an 3 J/2 Meile, für die Sekunde 1427 Pariser Fuß, eine Geschwindigkeit, welche der einer 24-pfündigen Kanonenkugel un- mittelbar nach dem Abschießen noch um 400 Fuß nachsteht. Bei dieser zweiten Annahme wird auch das Gravitationsgesetz nicht im Geringsten verletzt, und der gewöhnliche Einwurf, daß wir von der Rotation der Erde Nichts merken, ist theils unrichtig, weil in der heißen Zone ununterbrochen wehende Ostwinde zum Theil von der Erdrotation herrühren, theils leicht zu beseitigen, weil wir von Jugend auf an dieselbe gewöhnt sind und die Umwälzung gleichmäßig sanft, nicht stoßweise erfolgt. 3) Ein anderer Einwurf, welchen zuerst Ptolemaus und später Tycho de Brahe gegen die Erdrotation vorbrachten, wird jetzt als direkter Beweis für die Achsenbewegung der Erde benutzt. Sie behaupten nämlich, es müsse ein in die Höhe geworfener Stein, wenn inzwischen die Erde rotire, nicht an dem Punkte niederfallen, wo man ihn aufgeworfen, sondern nach W. und zwar unter dem Aequator für jede Sekunde an 1500'. Warum? Allein bei diesem Einwurfe vergaß man: 1) daß der Erdball die Bewegung um seine Achse allen Körpern mittheile, die ihm angehören, mögen sie nun fest mit ihm verbunden sein oder in der Luft schweben; 2) daß diese Haupt- bewegung durch andere Bewegungen im Wesentlichen nicht geändert wird. Diese Sätze veranlaßten schon frühe manche Versuche, welche der Physiker Benzenberg 1802 wieder aufnahm. Er ließ zu dem Ende schwere Blei- kugeln vom Michaelisthurm in Hamburg herabfallen und fand, daß sie östlich vom Bleiloth anlangten. Wenn nämlich die Erde sich von W. nach O. bewegt, so muß auch die Thurmspitze an dieser Bewegung Theil nehmen und zwar wird dieselbe, je weiter sie vom Mittelpunkt der Erde entfernt ist, einen desto größern Bogen binnen 24 Stunden beschreiben müssen. Die Kugel, welche man fallen läßt, wird aber nicht im Loth auf den Boden kommen, sondern da sie die schnellere Bewegung der Thurmspitze beibehält, in der gleichen Zeit einen größern Bogen von W. nach O. durchlaufen und um so viel östlicher aufschlagen, als der Bogen der Thurm- spitze den des Fußpunkts an Größe übertrifft^). Freilich beträgt diese östliche Abweichung im Verhältniß zum Erdhalbmesser nur einige Linien, würde aber, wenn dieser Versuch auf dem Dhawala-Giri, einer Höhe von 27,000', angestellt werden könnte, über 18 Fuß betragen. 4) Man denke sich unsere Erde anfangs nicht rotirend, so werden Tag und Sommer, Nacht nud Winter gleichbedeutende Begriffe. Wo die Sonne soeben aufgeht, fängt der Sommer an und ist der Moment der größten Kälte, dem eine sechsmonatliche Nacht vorangegangen ist; am gegen- überliegenden Uebergangspunkte dagegen herrscht beträchtliche Wärme. Kälte aber zieht zusammen und vergrößert dadurch die relative Schwere; der Punkt, wo die Sonne ausgeht, ist folglich schwerer, als der entgegengesetzte; er muß also mehr als dieser zur Sonne gravitiren, was eine Rotation und zwar in dem Sinne, wie sie gegenwärtig stattfindet, zur nothwendigen Folge hat. Diese Erklärung des Astronomen Mädler zeigt die Noth- wendigkeit einer Rotation, ohne jedoch die ausschließliche Ursache derselben enthalten zu wollen. *) *) Wie wird man dies durch eine einfache Zeichnung anschaulich machen können?

10. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 1

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
Einleitung. Erstes Kapitel. Allgemeine geographische Vorbegriffe. 8 i. Die Geographie oder Erdbeschreibung lehrt uns die Oberfläche der Erde, besonders ihre Länder und Meere, Gebirge und Ströme, das Klima und die Produkte, die Völker, Staaten und Wohnorte auf der Erde kennen. Der Theil der Geographie, in welchem wir Belehrung erhalten über die Erde als einen Stern im Weltenraum, oder über ihr Verhältniß zu andern Himmelskörpern, ist der mathematische oder astronomische; in dem physikali- schen werden uns die Größen, Gestalten und Beziehungen der Land- und Wassermassen, die Bildung der Erdkruste, die Bestandtheile des Erdinnern, die Erscheinnngen des Luftkreises, die Verbreitung der Pflanzen- und Thier- welt mitgetheilt; endlich im politischen betrachtet man den Erdball als den Wohnplatz der menschlichen Gesellschaft, die Staaten, Religionen, Sitten und Thätigkeiten der Völker, sowie ihre Wohnorte. 8 2. Die Erde, welche, wie die andern Himmelskörper, frei in der Luft schwebt, hat eine kugelähnliche Gestalt. Dies gewahrt man: 1) an der Kreisform des Horizonts; 2) an den Erdumsegelungen von W. nach O. und umgekehrt; 3) bei Reisen von N. gegen S. oder umgekehrt an dem Verschwinden oder Hervortreten der Gestirne; 4) an der Beobachtung, daß hohe Gegenstände, die man von weitem erblickt, z. B. Mastbäume, Thürme, Berge rc. zuerst mit dem obern Theile sichtbar werden; 5) an der runden Gestalt des Erdschattens bei Mondfinsternissen; 6) an der Aehnlichkeit der Erde mit andern Himmelskörpern von gleicher Gestalt und Beschaffenheit. 8 3. Wenn wir uns aus eine Ebene hinstellen und rund um uns schauen, so scheint sich in der Ferne die Himmelskugel auf die Erde zu senken. Die Kreislinie, wo dies der Fall zu sein scheint, nennt man den (scheinbaren) Horizont oder Gesichtskreis. Je freier unsere Aussicht, je höher unser Cassian, Geographie. 4. Aufl. j
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TM Hauptwörter (200)200

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